"Papi, wie lang noch?", fragte ich gelangweilt und klappte zum dreiundzwanzigsten Mal meinen Spiegel runter um so in den Hänger schauen zu können.
Ich konnte die Ohren meines Pferdes sehen, das war auch schon alles.
Sie zuckten unruhig vor und zurück, das ging schon die ganze Zeit so, Okiri mochte Hänger fahren nicht besonders, da war sie echt schwierig.
Sie sträubte sich erst mal total, hineinzugehen und wenn man sie dann endlich rein dirigiert hatte, versuchte sie ständig sich umzudrehen und wieder herauszukommen.
Nach den eineinhalb Stunden Fahrt hatte Okiri sich endlich damit abgefunden, dass es nichts brachte, zu randalieren.
"Also das Navi zeigt noch 27km an.. Etwa 20 Minuten.", antwortete mein Papi, der am Steuer saß.
"Oh man .. das ist ja noch ewig! Hoffentlich stirbt meine Kleine da hinten nicht an Einsamkeit"
Meine Stimme war besorgt, ich machte mir Gedanken darüber, wie Okiri auf dem neuen Hof zurechtkommen würde.
Ich hatte ihn mir schon zwei Mal angesehen, es war echt schön da, die Box, die ich gemietet hatte war groß und geräumig, es waren viele Pferde am Hof und die Reitmöglichkeiten waren super.
Es gab eine Halle und zwei Plätze und ein riesiges Ausreitgelände.
Wenn wir beide uns eingewöhnt hatten, würde es bestimmt eine tolle Zeit werden.
Die Fahrt ging noch weiter, wir fuhren durch eine Vorstadt und dann über eine Landstraße, sie schien in das Land der Felder und Wiesen zu führen, als doch noch ein kleines Dorf auftauchte, dass wir ebenfalls durchquerten.
"Da, VRH Gänseblümchen, 2km!"
Papa hatte das Schild auch gesehen, er nickte und drehte die Musik lauter.
Ich klappte wieder meinen Spiegel runter um den Hänger zu checken, aber Okiris Ohren waren nicht zu sehen, wahrscheinlich hatte sie nun doch das Fressen entdeckt.
Das Auto tuckerte nun langsam über einen Schotterweg, es holperte und ich konnte nun wieder Okiris aufgeregt gespitzte Ohren sehen.
Die Einfahrt machte eine Biegung und wir hielten auf einem großen Schotterplatz, dem Parkplatz.
Ich stieg sofort aus und ging um das Auto herum, um von hinten in den Transporter zu gucken, an meinem Pferd war gücklicherweise noch alles dran.
Papi kam auch aus dem Auto und wurde von der Hofbesitzerin begrüßt, ich hatte sie garnicht bemerkt.
"Hallo Sophie", rief ich und stellte mich zu ihnen.
Kurz redeten wir noch, dann gingen wir hinter das Auto und ich ließ mit Sophie langsam die Klappe herunter.
Ganz ruhig redete ich mit Okiri, bevor ich mich vorsichtig zu ihr bewegte, um ihn nicht zu unnötig aufzuregen.
Mit einer Hand strich ich ihr über den Hals, mit der anderen löste ich den Strick und dann legte ich meine Rechte Hand an ihre Brust und schob sie sachte zurück, währen ich leise "zuuurück" sagte.
Erst warf sie den Kopf hoch, dann gehorchte sie und schob sich langsam die Rampe hinunter.
"Gut so", lobte ich und streichelte ihn.
"Also, das ist mein Thüringer Warmblut Okiri", machte ich auch sie mit den anderen bekannt.
"Guten Abend Okiri", murmelte Sophie und streckte ihr eine Hand entgegen, dass sie an ihr schnuppern konnte.
Okiri fuhr flüchtig drüber, dann sah er mich kurz an, seine Blicke wanderten über die Einfahrt, sie war wie alles andere neu für ihn.
"Ich komme mit zum Stall", meinte Sophie und zeigte mir, ihr zu folgen, Papa blieb noch stehen, um sich um den Hänger kümmern.
"Da drüben die zweite Box, ich glaub das weißt du schon.."
„Danke, super!“, rief ich Sophie zu sie lief vorraus, machte die Tür soweit auf wie es ging, und machte Platz.
Ich blieb mit Okiri erstmal vor ihrer neuen Box stehen und ließ sie am Boden herumschnuppern und reingucken.
Als ich merkte, dass sie auch von innen erkunden wollte, lockerte ich meinen Griff am Halfter und gab den Strick nach, Okiri ging langsam hinein, ich löste den Strick und stellte mich an den Rand.
Sie drehte sich zweimal um, sah in alle Ecken und roch an dem Heu, das in einer lag.
"Ja, Süße.. Heu kennst du doch", lächelte ich und wartete ihre Reaktion ab.
Statt zu fressen drehte sie sich noch einmal um und kam anschließend zu mir, sah mich fragend an.
Ich streichelte ihr über den Hals und die Schulter, sie senkte seinen Kopf und ich strich auch über seine Stirn, dann lief ich an ihr vorbei zu dem Futter und nahm etwas davon in die Hand.
"Schau mal, Silage .. Das kennst du ja auch"
Sie schnupperet wieder nur, aber fraß dann doch aus meiner Hand.
"Passt doch", sagte ich und klopfte Okiri sanft auf den Hals.
Daraufhin fühlte er sich sichtlich sicherer und begann sich über das Futter herzumachen.
Zufrieden verließ ich die Box und schob die Tür langsam hinter mir zu.
"Das sieht ja schonmal ganz gut aus", meinte Sophie und lächelte.
"Ja, find ich auch. Wenn ich weg bin, macht sie vielleicht einen kleinen Aufstand, aber ich denke, Okiri findet sich schnell zurecht."
"Glaub ich auch"
Also gingen wir zum Haupthaus, wo wir uns in Sophie‘s Büro zusammensetzten, um noch Rechtliches zu besprechen.
Später war alles geklärt und Papi und ich sahen noch kurz nach Okiri, der uns verwirrt ansah, sich aber sonst normal verhielt.
"Ist gut, Süße. Morgen bin ich ganz früh wieder für dich da", murmelte ich und streichelte sie liebevoll.
Sie grummelte aufgeregt und lief hinter in die Box und wieder vor.
"Jaa, da ist alles neu, aber das lernst du schon noch kennen"
Wenig später fuhren wir in Richtung zu Hause. Ich hoffe Okiri fühlt sie hier wohl.
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(kenn ja Kati persönlich und auch ihr Pferd